Samstag, 30. November 2013

Pipa und Rum



Mal wieder ein paar Zeilen und vor allem Bilder aus Costa Rica! Die letzten Tage waren unheimlich ruhig. Wenn ein oder zwei Tage mal keine Gäste da sind wundert man sich über die dazu gewonnene Zeit. An den „freien“ Tagen kann man Fischen, Volleyball spielen oder so tun als würde man etwas Sinnvolles machen.
Gestern habe ich aus einer großen Baumwurzel, Orchideen und etwas Moos eine hübsche Terrassendekoration gebaut. Mein Papa, als bekennender Orchideenliebhaber, hätte seine helle Freude gehabt.
Mit zwei Gästen war ich vor einigen Tagen in einem nahen botanischen Garten, dem „Casa de Orquideas“. Am beeindruckendsten war ein riesiger Bambus der wahrscheinlich nichteinmal einheimisch ist. Um ein cooles Foto zu machen bin ich einige Meter den Stamm hochgeklettert. Als ich oben war habe ich gemerkt, dass die Halme mit winzigen kleinen Härchen besetzt waren. Den restlichen Nachmittag hatte ich mit dem Abreiben der Härchen zutun. So ähnlich muss sich ein genüssliches Bad in einem Haufen Glaswolle anfühlen.
Ein Getränk, welches sich wahrscheinlich hervorragend zur Schmerzlinderung eignet, ist der Saft einer grünen Kokosnuss (Pipa) mit einem „kleinen“ Schuss costarikianischem Rum. Da die grünen Kokosnüsse nicht von allein runterfallen, muss man sie eben ernten.
Merke: Wenn die Kokosnuss nicht zu dir kommt, geh zur Kokosnuss!
In diesem Sinne…
… wir sehn uns!










Sonntag, 24. November 2013

Marea de Aguja

Gestern war ein ziemlich unruhiger Tag, deswegen bin ich gar nicht zum Schreiben gekommen. Mit der Ankunft von 12 Sachsen aus Dresden und zwei schweizer Guides kehrte etwas Hektik in die sonst ruhige Lodge ein. Es ist immer wieder verblüffend wo man die Sachsen überall trifft. Natürlich kannten einige der Personen auch das Humboldt Gymnasium und meine Lehrer. Die Welt ist ein Dorf!
Mit den Sachsen bin ich zu der Aussichtsplattform gelaufen. Als wir gerade angekommen waren, hörten wir aus der Ferne das lauter werdende Rauschen eines Regenschauers. Es sind natürlich alle plitschplatsch nass geworden, die meisten haben es mit Humor genommen. „Nu glar doas geheerd eben doazuu.“ Tja im REGENwald regnet es eben manchmal.
Am Abend ist einer der Herren krachend in einem Bambussessel zusammengebrochen. Die Termiten haben scheinbar gewusst an welchen Ecken sie fressen mussten. Nachdem ich den Sessel weggetragen hatte, konnte ich mir ein Lächeln nicht ganz verkneifen.
Agostin hat bei der letzten Tour einige überlebenswichtige Dinge im Dschungel erklärt. Unter anderem war ein Feuerbaum dabei, dessen Pflanzensaft nach Benzin riecht und ziemlich gut brennt. Sauberes Wasser konnten die Gäste aus einem Stück abgehackter Wasserliane trinken.
In direkter Nachbarschaft zur Lodge befindet sich ein Freilassungsprojekt für Papageien und andere Wildtiere. Das Projekt ist außerordentlich erfolgreich und hat dazu geführt, dass es in der Region wieder Hellrote Aras gibt. Die Papageien stammen aus Nachzuchtprojekten oder aus Gefangenschaft. Die als Haustiere gehaltenen Papageien (besonders Grüne Amazonen) sind teilweise stark auf den Menschen geprägt. Gestern flog eine sehr aufdringliche Amazone bei den Gästen auf den Tisch und ich musste sie „todesmutig“ einfangen. Es sind alle Finger noch dran!
In bestimmten Nächten (Marea de Aguja) im Monat kommen an die Küste in der Bucht Hornhechte (Agujas). Bei den Einheimischen sind die Fische sehr beliebt. Da die Bestände zuletzt stark zurückgingen wurde eine Fangquote von 5 Tieren pro Tag und Person festgelegt. Ich habe gestern auch innerhalb weniger Minuten meine 5 Stück zusammen gehabt. 
Moses, ist das Kind eines Aussteigerehepaars auf dem Nachbargrundstück. Der Junge spricht fließend Englisch und Spanisch. Mit ihm macht es großen Spaß zu angeln oder einfach mal zur Abwechslung Englisch zu sprechen.  Nachdem mir die Ticos nicht so richtig erklären konnten wie man die Agujas fängt, konnte er als Dolmetscher fungieren. Großartig!
Heute Abend gibt es also Fisch. Ich habe auch schon ein paar größere Fische gefangen, es sollte somit für die Gäste, Esther und mich reichen.
Buen provecho!

PS. Inzwischen kann ich sagen, dass die Agujas eine Delikatesse sind!






 Rotaugen Laubfrosch
 Holländer mit der Wasserliane
 Das Freilassungsprojekt Zoo Ave

 Eine Anole
 Antonio und Bryan beim Agujas filetieren

 Fabiana
 Ein selbst gefangener Snook
 Moses mit einem stattlichen Aguja
Alle Nachbarn beim Aguja fischen

Montag, 11. November 2013

Hexenschuss inklusive!


Hola!
Gestern sind auch endlich die ersten Gäste in der Lodge angekommen, ein Pärchen aus der Schweiz und eins aus Nordrhein-Westfalen. Die Besucher sind sehr freundlich und interessiert. Am Abend haben wir einen kleinen Biotoprundgang gemacht und neben Schildkröten, einem Ochsenfrosch, einem Rotaugen-Laubfrosch auch 7 Schlangen gesehen.
Die Gästebetreuung macht großen Spaß. Die Schweizer waren vor wenigen Tagen noch in Kuba und  berichten die tollsten Storys. Sie wollten einen Tramper mitnehmen und dieser hat die Gunst der Stunde erkannt und gleich noch ein paar Bekannten Bescheid gesagt, sodass sie am Schluss vier Leute auf der Rückbank des Kleinen Autos hatten. ;) Meine Reisestory sorgt auch immer für ein gutes Gespräch über Amerika und die Tücken des Reisens.
Mit den Schweizern und Agostin (einheimischer Naturführer) haben wir heute eine längere Wanderung zu einem Wasserfall gemacht. Am Wasserfall konnten wir einige Pfeilgiftfrösche sehen und selbst Agostin wollte sie nicht anfassen. Auf dem Rückweg ist uns eine Gruppe Kapuzineraffen begegnet und ein Zweifingerfaultier hing relativ teilnahmslos in den Baumwipfeln.
Beim Fußballspiel mit 7 Ticos hab ich mir letztens einen kleinen Hexenschuss eingefangen. Tja auf nassem Rasen etwas zu übermütig in den Zweikampf gegangen. Man möchte den Zuschauerinnen ja auch eine gute Show bieten…
Inzwischen schüttet es wieder mal wie aus Eimern…
Regnerische Grüße aus dem Dschungel!


1. Lustige weiße Pilze
2. und 3. Neugieriger Klammeraffe
4, 5, und 6. Immer gut festhalten! (Klammeraffenweibchen mit Jungtier)
7. Eine wunderschön gewundene Liane
8. Agostin
9. Michael
10. Tukan
11. Golfo Dulce Pfeilgiftfrosch (endemische Art)
12. Kapuzineraffe














Mittwoch, 6. November 2013

Un poco loco!

Jetzt bin ich schon über eine Woche in der Lodge und lebe mich langsam ein. Die ersten Tage waren sehr ungewohnt, vielleicht war ich von meinem Studentenleben zu sehr verwöhnt. ;) Ich bin dennoch froh, dass ich mich aus dem bequemen Deutschland mal wieder rausgewagt habe. Der Jetlack und die Zeitverschiebung haben mir beim frühen Aufstehen etwas in die Karten gespielt. Wenn ich hier 6:30 aufstehe, wäre ich auch in Deutschland langsam aus dem Bett geklettert (13:30). Die Arbeiten in und um die Lodge sind zwar teilweise anstrengend aber machen auch Spaß. Wer kann schon sagen, dass er mal im Pazifik ein Boot von unten geputzt hat. Haie habe ich keine gesehen, das Wasser war zum Glück ziemlich trüb und wenn man den Kopf unter Wasser hat sieht man auch keine Rückenflossen.
Zu den täglichen Aufgaben gehört das Kennenlernen von Tiere und Pflanzen. Besonders die riesigen Falter und die Kolibris haben es mir angetan. Mein Bruder hat mir in weiser Voraussicht sein Teleobjektiv anvertraut und ich bin ihm unheimlich dankbar dafür!! Viele der Tiere sind ziemlich scheu und nur mit dem Objektiv gut zu fotografieren. Für die Angestellten war es am Anfang etwas merkwürdig mich minutenlang neben irgendwelchen Blüten zu sehen aber sie finden die entstandenen Bilder und Videos auch toll.
Am Morgen schaue ich zunächst in den Pool, in dem sich immer etwas Regenwasser sammelt, ob in der letzten Nacht Frösche gelaicht haben. Viele der Amphibien in Mittelamerika sind von einem Pilz bedroht und das Retten des Laichs und die Überführung in ein nahes Biotop könnte den Fröschen, Kröten und Molchen helfen sich wieder zu vermehren. Vormittags ist es eigentlich meistens sonnig und erst am Nachmittag zieht mit ziemlicher Sicherheit ein kräftiger Tropenschauer übers Land. Am Sonntag habe ich am Vormittag eine Plattform im Regenwald geputzt und am Nachmittag hatte ich frei. Esther hat mir ein tolles Buch über die Goldsuche in Costa Rica geliehen und ich habe fleißig am Strand gelesen. Zwischendurch perfektioniere ich das Öffnen von Kokosnüssen. Mit der Machete können diese praktischen „Tetrapacks“ der Tropen relativ leicht geöffnet werden.
Für die Gäste der Lodge sind im Regenwald zwei Pfade zu der Aussichtsplattform angelegt wurden. Gestern durfte ich einem Angestellten helfen den Weg wieder begehbar zu machen. Die üppige Vegetation lässt den Track ohne regelmäßigen Rückschnitt innerhalb weniger Monate verschwinden. Die Machete schwingend durch den Wald zu laufen gehört zu den besseren Aufgaben. Natürlich wird nicht einfach drauflos gehackt, sondern ein sanft dahin schlängelnder Weg etabliert. 
Vorgestern bin ich mit Esther und einem Angestellten morgens nach Golfito gefahren um einige Dinge zu erledigen und die Angestellten abzuholen, die ein paar Tage frei hatten. In Golfito gibt es eine Freihandelszone um den Süden Costa Ricas nach dem Zusammenbruch der Bananenproduktion etwas unter die Arme zu greifen. Zollfreie Waren sind natürlich im ganzen Land beliebt und so pilgert ein großer Teil der Bevölkerung gegen Weihnachten in Richtung Süden. Auch ich als Ausländer habe meinen Erlaubnisschein beantragt. Der Markt sieht wie ein Wochenendmarkt bei unseren polnischen Nachbarn aus. Als ich da war, war alles geschlossen aber ich konnte mir das Gewusel zwischen den Bretterbuden schon ganz gut vorstellen.
Ich habe die Gelegenheit in Golfito genutzt und mir eine SIM-Karte gekauft. Das mobile Internet reicht sogar manchmal bis in den Regenwald. Wenn das Internet der Lodge mal wieder zusammenbricht, ertappe ich mich immer wieder, wie ich ähnlich einem Wünschelrutengänger hinter meinem Handy herlaufe. Un poco loco!
In den Bergen wurde vor einigen Tagen ein Jaguar gesehen und in der Nähe der Lodge wurden schon häufiger Ozelot´s fotografiert. Ich war am Montag mal nachts im Regenwald um Ausschau nach Faultieren und Raubkatzen zu halten. So allein im Regenwald ist es schon etwas gruselig. Wenn die Taschenlampe aus ist sieht man die Hand vor Augen nicht. Das zirpen und quaken begleitet einen natürlich weiter. Weder Ozelot noch Jaguar haben sich blicken lassen, es wäre auch ein Wunder gewesen beim ersten Mal.
Bis die Tage
Michael

1. Rotaugen Laubfrosch
2. Tayra (Marder) kümmert sich um sein erlegtes Aguti
3. Longtailed Hermite
4. Rufous-tailed Hummingbird
5. Einsatz der Machete im Regenwald
6. Öffnen einer Kokosnuss
7. Erfrischungsgetränk am Strand