Lost in Camagüey
Camagüey ist dafür
bekannt, nicht in dem üblichen Schachbrettmuster spanischer Städte aufgebaut zu
sein. Mit der Labyrinthstruktur sollten damals in die Stadt einfallende
Piraten verwirrt werden. Ich hatte einen Irrgarten aus mittelalterlichen
kleinen Gässchen erwartet und war nach den ersten Minuten etwas enttäuscht.
Heather, eine sehr sympathische Kanadierin, hat sich mit uns die Stadt
angeschaut, weil sie demnächst Touristen durch Kuba führt wollte sie sich alle
Orte schon mal anschauen. Die lustige Reiseführerin sollte uns später noch mit
Rat und Trost zur Seite stehen.
Camagüey besitzt an einem
sehr toxisch aussehenden und blubbernden Fluss, den größten Markt Kubas.
Nachdem wir das Angebot in den anderen Städten kannten, waren auch hier die
Erwartungen nicht zu hoch. Wir erwarteten keinen von Früchten, Gemüse, Fisch
und Fleisch überquellenden Markt, doch die Realität war noch etwas
ernüchternder.
Erkenntnis des Tages:
Kuba hat´s nicht leicht und verlaufen haben wir uns auch noch.
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Gemeinsames Kochen auf kubanisch |
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Nicht das Gefängnis in Camagüey sondern der Markt |
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Das Glück liegt aber wie immer im Auge des Betrachters |
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Unüberschaubare Vielfalt: Kaufe ich den grünen oder den gelben Eimer. |
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Corinna und Heather genießen ein supergünstiges Schokoeis. |
How to survive Santiago
de Cuba – Ein Krankheitsverlauf
Die Stadt Santiago de
Cuba ist die zweitgrößte Stadt Kubas. Santiago steht für den Beginn der
Revolution und quillt deshalb vor geschichtlichem Hintergrundwissen und Museen
über. Die Temperaturen von 38°C und die Abgase machen das Spazieren in den
Straßen leider teilweise echt anstrengend.
Meine ersten
Kopfschmerzen und die Müdigkeit habe ich noch auf die Hitze und die Abgase
geschoben. Abends haben wir sogar mit Heather noch ein paar Bier getrunken und
uns über das Reisen und das Leben als Reisender unterhalten. Die Nacht zum
Freitag wurde dann schon ziemlich anstrengend, sie begann mit Schüttelfrost und
hohem Fieber und die Träume handelten von der aussichtslosen Suche nach Wasser
in Santiago de Cuba.
Am Freitagmorgen hatte
ich immer noch Fieber und Corinna zeigte inzwischen auch die ersten Symptome.
Da wir mit etwas Harmlosen gerechnet haben, wurden die Kopfschmerzen mit
Ibuprofen und das Fieber mit Paracetamol in die Knie gezwungen. Den gesamten
Freitag haben wir drinnen verbracht und schlaff rumgelegen. Ich konnte und
wollte mir einfach nicht vorstellen wie Corinna und ich von der gleichen Mücke
gestochen worden sein können. Heather meinte schon relativ zeitig, dass mit
tropischen Krankheiten nicht zu spaßen ist, aber riet uns weiter zu der Erfolg
versprechenden Kombination aus fiebersenkenden und schmerzlindernden
Medikamenten sowie reichlich Wasser zu trinken. Da uns am Samstag das
ungenutzte Verstreichen unserer Reisetage allmählich mächtig auf den Keks ging,
fuhren wir mit dem Taxi zur „Clinic international“. Der Fahrer wollte gleich
auf uns warten und uns wieder mit zurück in die Casa nehmen, daraus wurde
leider nichts und er wollte die versprochene Gratiswartezeit dann doch bezahlt
haben.
Nach Aufzählung der
Symptome: Kopfschmerzen hinter den Augen, hohes Fieber und ständigem Durst war
die Diagnose relativ zügig Denguefieber. Im Guidebuch steht, das man dagegen
sowieso nichts machen kann außer Wasser trinken sowie schmerz- und
fiebersenkende Tabletten zu nehmen. Aber das kubanische Gesundheitssystem soll
ein sehr gutes sein und eine Berufsehre hatte die Ärztin auch noch, deshalb
wurde die Krankenhauseinweisung umgehend vorbereitet. Der Widerspruch lief ins
Leere und der Taxifahrer wurde um seine Fahrgäste betrogen, was ihn gar nicht
glücklich machte und ihn bewog uns um einige weitere CUC zu erleichtern. Hijo
de puta!
Mit dem Krankenwagen
wurden wir dann ins Krankenhaus gebracht, wo wieder viele Spanisch sprechende
Menschen wissen wollten was uns fehlt und warum wir eigentlich da sind aber das
wussten wir ja selbst nicht so genau. Im Wartebereich lagen zahlreiche
dahinsiechende Menschen, was die Vorfreude auf unseren Aufenthalt nicht
unbedingt vergrößerte.
Zumindest mussten wir in
keinem Gruppenzimmer übernachten. Um sich die Einfachheit unserer neuen
Behausung genauer anzuschauen blieb leider keine Zeit, weil mich akute
Magenschmerzen niederstreckten. Dank einer ziemlich unsensiblen Ärztin und
höllischen Bauchschmerzen kamen mir irgendwann die Tränen. Die zwei Stunden in
denen ich zunächst auf die Schmerzmittel und dann auf ihre Wirkung gewartet
habe zählen definitiv zu den schmerzvollsten meines Lebens. Nachdem ich Corinna
getröstet hatte als wir ins Krankenhaus aufgenommen wurden, konnte sie nun die
Schmerzen nicht wirklich lindern doch mich zumindest wieder etwas beruhigen.
Der Ultraschall hatte drei besonders entzündete Stellen im Unterleib gezeigt,
die sich teilweise im Sekundentakt wie Dolchstöße in den Bauch äußerten.
Aber genug des Leidens.
So schnell wie der Spuk
gekommen war, waren die Schmerzen auch wieder verschwunden. Am nächsten Tag
gings uns beiden wieder ganz gut. Unsere Quarantäne war allerdings noch nicht
beendet, weil die Symptome noch nicht vollständig abgeklungen waren. Dem coolen
schwarzen Oberarzt konnten wir eine Erlaubnis aus den Rippen leiern, um in der
Casa unsere Sachen abzuholen und kurz zu sagen warum wir spurlos verschwunden
waren.
Nachdem wir zurück im
Krankenhaus waren durften wir noch beobachten wie unser Bad und Zimmer von
einer alten Tica „geputzt“ wurde. Der vom Dreck schwarze Lappen wanderte über
das Klo dann hinüber zum Waschbecken um gleich darauf unsere Nachtschränkchen,
Stühle und Betten mit den Keimen zu verseuchen. Ekelhaft!!! Unseren soeben
zurück gewonnen Appetit verloren wir gleich wieder.
Um uns nicht noch etwas
Ernsthaftes im Krankenhaus einzufangen, baten wir den Oberarzt uns zu
entlassen. Nachdem die Papiere ausgefüllt waren und ich noch ein Foto mit meiner
Lieblingskrankenschwester gemacht hatte, durften wir endlich den Vorhof zur
Hölle wieder verlassen. Meine Krankenhausrechnung belief sich auf saftige 500 CUC/$, was für zwei Übernachtungen schon an ein Luxushotel rankommt.
Um die verlorene Zeit
wieder aufzuholen fuhren wir 160Kilometer mit dem Taxi von Santiago nach
Baracoa.
Erkenntnis des Tages:
Tropenkrankheiten sind scheiße und wir schützen uns von nun an besser gegen
Mücken.
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Ein sehr süßes Frühstück bestehend aus Muffins und Schokoeis. |
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Die Denguepatientin auf dem Wege der Besserung. |
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Wohlfühlatmosphäre im Krankenhaus |
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Die Lieblingskrankenschwester |
Baracoa und der Kakao
Für unsere Entlassung
hatten wir uns den einzigen symptomfreien Tag ausgesucht. Wenn der Arzt unseren lehrbuchreifen Dengueausschlag auf Armen und Beinen am nächsten Tag gesehen
hätte, wären wir wohl nicht so zeitig aus dem Krankenhaus freigekommen. Glück
gehabt!
Die Fahrt nach Baracoa
absolvierten wir in einem alten klapprigen Chevrolet. Der Taxifahrer meinte wir
hätten den Preis zu sehr gedrückt und er müsse noch zwei weitere Personen
mitnehmen, damit es sich lohnt. Das war uns herzlich egal Hauptsache wir kamen
nach Baracoa. Die Region zeichnet sich durch tropischen Regenwald aus, weil es
der feuchteste Teil des ganzen Landes ist. Die Leute in der kleinen Hafenstadt
waren über Jahrhunderte vom Rest Kubas abgeschnitten und benehmen sich auch
immer noch so. Erst der Bau einer horrend teueren und aufwändigen Straße über die
Berge sicherte eine Verbindung an den Rest des Landes. Neben der
abwechslungsreichen Küche haben sich die Menschen in Baracoa ihren Stolz
bewahrt. Auf die Frage was am 1. Mai in Baracoa so los wäre, meinte der Casapapa
ganz trocken: „Nichts, Fiedel ist in Havanna, ich bin hier und das ist auch
ganz gut so!“
In Baracoa haben wir
ansonsten nicht viel gemacht außer die Nachwirkungen unserer Krankheit
auszukurieren. An einem Tag waren wir im nahe gelegenen Alexander-Humboldt
Nationalpark. Neben einem sehr hübschen kleinen Kolibri wurde uns der kleinste
Frosch der Welt gezeigt. Nach unserem Bad an einem Wasserfall begann ein
unglaublich starker Wolkenbruch, sowas hatte ich bis dahin nur in Costa Rica in
der Lodge erlebt. Innerhalb weniger Sekunden waren alle bis auf die Haut nass
und wir wurden mit Hilfe eines Ochsenkarrens durch die rasch ansteigenden
Urwaldflüsse zum Rand des Nationalparks gebracht. Auf Grund des feutchwarmen
Klimas ist die Region um Baracoa für Kakao und die daraus hergestellte
Schokolade in Kuba berühmt. Der Revolutionsführer Che Guevara gründete seine
eigene Schokoladenfabrik in Baracoa. In einer kleinen Siedlung im Deltabereich
des Rio Miel haben wir dann auch einige Süßigkeiten gekauft und waren ganz
zufrieden damit.
Erkenntnis des Tages:
Auch wenn das Leben mal bitter ist, Schokolade ist und bleibt süß!
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Dein Beispiel lebt deine Ideen überdauern. |
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Fischer im Delta des Rio Miel vor dem Tafelberg in Baracoa |
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Der kleinste Frosch der Welt auf einem Finger. |
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Bootshäuschen von einer Siedlung am Rio Miel |
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Die Kubaamazone |
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Der Ochsenkarrenfahrer wartet in strömendem Regen auf sein Trinkgeld |
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Schmutzige Flüsse bilden sich wo eben noch die Straße war. |
Das war Kuba für Corinna und mich. Ich bedanke mich bei meiner lustigen und verständnisvollen Reisebegleitung, die in schönen und in schlechten Zeiten eine wahre Freundin war.
Ich freue mich auf weitere Abenteuer und Reisen mit dir!
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Schön wars! |