Mittwoch, 6. November 2013

Un poco loco!

Jetzt bin ich schon über eine Woche in der Lodge und lebe mich langsam ein. Die ersten Tage waren sehr ungewohnt, vielleicht war ich von meinem Studentenleben zu sehr verwöhnt. ;) Ich bin dennoch froh, dass ich mich aus dem bequemen Deutschland mal wieder rausgewagt habe. Der Jetlack und die Zeitverschiebung haben mir beim frühen Aufstehen etwas in die Karten gespielt. Wenn ich hier 6:30 aufstehe, wäre ich auch in Deutschland langsam aus dem Bett geklettert (13:30). Die Arbeiten in und um die Lodge sind zwar teilweise anstrengend aber machen auch Spaß. Wer kann schon sagen, dass er mal im Pazifik ein Boot von unten geputzt hat. Haie habe ich keine gesehen, das Wasser war zum Glück ziemlich trüb und wenn man den Kopf unter Wasser hat sieht man auch keine Rückenflossen.
Zu den täglichen Aufgaben gehört das Kennenlernen von Tiere und Pflanzen. Besonders die riesigen Falter und die Kolibris haben es mir angetan. Mein Bruder hat mir in weiser Voraussicht sein Teleobjektiv anvertraut und ich bin ihm unheimlich dankbar dafür!! Viele der Tiere sind ziemlich scheu und nur mit dem Objektiv gut zu fotografieren. Für die Angestellten war es am Anfang etwas merkwürdig mich minutenlang neben irgendwelchen Blüten zu sehen aber sie finden die entstandenen Bilder und Videos auch toll.
Am Morgen schaue ich zunächst in den Pool, in dem sich immer etwas Regenwasser sammelt, ob in der letzten Nacht Frösche gelaicht haben. Viele der Amphibien in Mittelamerika sind von einem Pilz bedroht und das Retten des Laichs und die Überführung in ein nahes Biotop könnte den Fröschen, Kröten und Molchen helfen sich wieder zu vermehren. Vormittags ist es eigentlich meistens sonnig und erst am Nachmittag zieht mit ziemlicher Sicherheit ein kräftiger Tropenschauer übers Land. Am Sonntag habe ich am Vormittag eine Plattform im Regenwald geputzt und am Nachmittag hatte ich frei. Esther hat mir ein tolles Buch über die Goldsuche in Costa Rica geliehen und ich habe fleißig am Strand gelesen. Zwischendurch perfektioniere ich das Öffnen von Kokosnüssen. Mit der Machete können diese praktischen „Tetrapacks“ der Tropen relativ leicht geöffnet werden.
Für die Gäste der Lodge sind im Regenwald zwei Pfade zu der Aussichtsplattform angelegt wurden. Gestern durfte ich einem Angestellten helfen den Weg wieder begehbar zu machen. Die üppige Vegetation lässt den Track ohne regelmäßigen Rückschnitt innerhalb weniger Monate verschwinden. Die Machete schwingend durch den Wald zu laufen gehört zu den besseren Aufgaben. Natürlich wird nicht einfach drauflos gehackt, sondern ein sanft dahin schlängelnder Weg etabliert. 
Vorgestern bin ich mit Esther und einem Angestellten morgens nach Golfito gefahren um einige Dinge zu erledigen und die Angestellten abzuholen, die ein paar Tage frei hatten. In Golfito gibt es eine Freihandelszone um den Süden Costa Ricas nach dem Zusammenbruch der Bananenproduktion etwas unter die Arme zu greifen. Zollfreie Waren sind natürlich im ganzen Land beliebt und so pilgert ein großer Teil der Bevölkerung gegen Weihnachten in Richtung Süden. Auch ich als Ausländer habe meinen Erlaubnisschein beantragt. Der Markt sieht wie ein Wochenendmarkt bei unseren polnischen Nachbarn aus. Als ich da war, war alles geschlossen aber ich konnte mir das Gewusel zwischen den Bretterbuden schon ganz gut vorstellen.
Ich habe die Gelegenheit in Golfito genutzt und mir eine SIM-Karte gekauft. Das mobile Internet reicht sogar manchmal bis in den Regenwald. Wenn das Internet der Lodge mal wieder zusammenbricht, ertappe ich mich immer wieder, wie ich ähnlich einem Wünschelrutengänger hinter meinem Handy herlaufe. Un poco loco!
In den Bergen wurde vor einigen Tagen ein Jaguar gesehen und in der Nähe der Lodge wurden schon häufiger Ozelot´s fotografiert. Ich war am Montag mal nachts im Regenwald um Ausschau nach Faultieren und Raubkatzen zu halten. So allein im Regenwald ist es schon etwas gruselig. Wenn die Taschenlampe aus ist sieht man die Hand vor Augen nicht. Das zirpen und quaken begleitet einen natürlich weiter. Weder Ozelot noch Jaguar haben sich blicken lassen, es wäre auch ein Wunder gewesen beim ersten Mal.
Bis die Tage
Michael

1. Rotaugen Laubfrosch
2. Tayra (Marder) kümmert sich um sein erlegtes Aguti
3. Longtailed Hermite
4. Rufous-tailed Hummingbird
5. Einsatz der Machete im Regenwald
6. Öffnen einer Kokosnuss
7. Erfrischungsgetränk am Strand 








2 Kommentare:

  1. tolle bilder! zum glück ist das dresdner matschgrau genauso schön, sonst würde man ja glatt fernweh bekommen.

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    1. Danke! Spar dir ein Ticket zusammen oder nimm an dem Gewinnspiel von Shirley.LC teil. Vielleicht sehen wir uns ja in der Karibik! Besucher sind immer gern gesehen. ;)

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