Eigentlich wollte ich
nach dem letzten Blogeintrag direkt das Boot in Richtung Corn-Islands nehmen
aber manchmal ändern sich Pläne. Auf der Straße wird man täglich von irgendwelchen
Leuten angesprochen, weil man als weißer Backpacker natürlich immer auffällt.
Im Normalfall sind es eher dubiose Leute, die ein paar Cordobas vom reichen
Gringo haben wollen. Es gibt natürlich auch Ausnahmen, die einfach nur meine
Hand schütteln wollen und wissen wollen woher ich komme und was ich hier mache.
David hat den üblichen Smalltalk angefangen bei dem man noch nicht so richtig
weiß was er jetzt genau von einem möchte. Als er dann aber sagte, dass er
Meeresbiologe auf den Corn-Islands ist, wuchs mein Vertrauen. So eine Story
denken sich die wenigsten mal schnell aus um einen Gringo auszurauben. Ich habe
ihn gefragt ob er mich am nächsten Tag mit seinem Boot mitnehmen kann und er
willigte ein. Als er dann noch hörte in was für einer Absteige ich
letzte Nacht schlafen musste, hat er mich zu einer befreundeten Familie
mitgenommen und ich konnte da übernachten. In dem großen Haus gabs leider nur
ein Gästezimmer mit einem Doppelbett. Das Zimmer teilte ich mir also mit dem
schnarchenden David, 176 Mücken und irgendwelchen größeren Insekten, die von Zeit zu Zeit über die Beine
krabbelten. Wenn man dann noch die Wärme bedenkt, kann man sich vorstellen,
dass es eine wundervolle Nacht war. Aber ist ja auch mal interessant zu sehen
wie die Menschen hier wirklich leben. Fließendes Wasser gabs auch keins also
habe ich in den zwei Tagen eimerweise Wasser aus dem Brunnen gezogen. David ist
zufällig auch noch Koch und so durfte ich mir immer wünschen was er kocht. Natürlich
kennt er sich mit der karibischen Küche am besten aus und so haben wir einmal
ein Fischgericht mit Kokosreis gegessen und einmal frittierte Garnelen mit Reis
und Kochbananen. Ein Pfund Garnelen kostete 60 Cordoba also etwa 2,40$ was für
hier ziemlich teuer ist. Ich bin beim zweiten Mal nicht mehr mit zum Einkaufen
gegangen, weil sich die Preise teilweise verdoppeln, wenn der reiche Gringo
daneben steht. Das Essen war jedenfalls hervorragend und mit den
Nachbarskindern, auf der komplett vermüllten Straße, zu spielen war auch echt
lustig. Andreis und Nayeli sind auch noch mit zum Essen geblieben. Während
Andreis mit meinen Handyspielen mehr als zufrieden war, wollte die kleine
Nayeli Margarita Ingran Morales etwas über Deutschland, den Winter und wieso
ihr manchmal einen Tag weiter seid als die Menschen hier, erfahren. Den Namen
konnte ich mir natürlich nicht merken, den musste sie mir aufschreiben.
Von Davids Boot wurden
Motorenteile geklaut und deshalb hat sich unsere Abreise noch etwas verzögert.
Am Donnerstag wollte er dann plötzlich 50$ von mir, damit wir abends feiern
gehen können. Sein Geld ist angeblich auf den Corn Islands. Naja er hatte mir
schon soviel gezeigt und für mich gekocht also habe ich ihm mal vertraut.
Den ersten Teil des
Blogeintrags habe ich schon vor einigen Tagen geschrieben, inzwischen habe ich
zwar immer noch meine blauen Augen, bin aber nicht mehr ganz so blauäugig. Da
wurde mir auf eine relativ clevere Art und Weise ein Teil meiner Dollars
abgenommen. David der eigentlich am gleichen Tag wie ich auf den Corn Islands
ankommen wollte ist seitdem natürlich nicht mehr zu erreichen. Ich ärger mich
etwas über meine Naivität und ich finde es schade, dass man so jegliches
Vertrauen in die Nicas verliert. Im Endeffekt hat mich der Spaß wahrscheinlich
80$ gekostet aber David hat mich zumindest nicht beklaut. Die zwei Tage
"Nicaragua pur" werde ich trotzdem in einigermaßen guter Erinnerung behalten aber
in Zukunft etwas argwöhnischer mit den Nicas umgehen. Ich habe meinem Papa an
dem einen Tag noch geschrieben, dass es mir langsam etwas komisch vorkommt aber
weiter habe ich da scheinbar nicht gedacht.
Am nächsten Tag bin ich
nach El Bluff weitergefahren, von dieser winzigen Insel kommt man mit dem Boot
zu den Corn Islands. Um El Bluff kann man in 45 Minuten herum laufen. Auf der
kleinen Wanderung begegnet man vielen freundlichen Kreolen, dem selbsternannten
Touristenführer und einigen betrunkenen Jugendlichen, also alles wie in
Bluefields. Der selbsternannte Touristenführer hatte leider auch keine Ahnung
wann das Boot am nächsten Tag fährt und wollte sich nur auf zwischen 5:00 und
7:00 festlegen. Die Stunden zwischen 5:00 und 7:00 wurden hauptsächlich durch
Hunger bestimmt, denn der Verkäufer der Picos (Gebäck mit
Zimt-Zucker-Ananas-Füllung) wusste scheinbar wann das Boot fährt und konnte in
Ruhe zu Ende backen ohne auch nur einen Kunden zu verlieren.
Das schöne in Nicaragua
ist, sobald es eine Menschenansammlung von über 10 Personen gibt ist der
nächste Snackverkäufer nicht weit. Es gibt alles: Empanadas, Virogon, Platanos,
andere herzhafte Snacks, Kuchen, Picos, Getränke, Eis, …
Wenn der Chickenbus
komplett überfüllt ist und sich eigentlich niemand mehr rühren kann, schafft es
die korpulente Bäckerin mit ihrem riesigen Korb immer noch bis in die hinterste
Reihe. Erstaunlich!
Das Schiff nach Big Corn
Island hat natürlich nicht an der Hafenmauer festgemacht sondern hinter drei
Fischkuttern, also musste man zunächst von Boot zu Boot klettern bevor man auf
dem überladenen Kutter ankam. Als alle Passagiere sowie das Gepäck an Bord waren
wurden von den Nicas jede Menge Hängematten aufgespannt und das Schiff ähnelte
einem Flüchtlingsboot. Bei heftigem Wellengang dauerte es keine 20 Minuten bis
die Ersten an die Reling stürzten, um die Fische zu füttern. Irgendwann wusste
man gar nicht mehr, wo man noch hinschauen kann um dem Elend der sich
übergebenden Menschen zu entgehen.
Meine Picos blieben zum
Glück drinnen aber nach 7 Stunden Achterbahn war auch ich froh, als wir in Big
Corn Island ankamen. Die Überfahrt nach Little Corn Island mit dem Speedboat
war dagegen harmlos.
Little Corn Island ist
etwas touristischer als es mein Lonely Planet beschreibt aber immer noch eine
wunderschöne Karibikinsel. Die Menschen leben hauptsächlich vom Hummer- und
Garnelenfang, was die Krustentiere bezahlbar macht. Wenn man die Wahl zwischen
Hähnchen für 6$ und Hummer für 8$ hat, fällt die Entscheidung meistens leicht.
David bereitet den Fisch zu |
Lecker Garnelen |
Straßenbau in Nicaragua! Zwei Stunden Arbeit am Vormittag, danach wird im Schatten billiger Rum getrunken. Man beachte den Handstand im Hintergrund. |
Der Rum steigt in den Kopf und die Abkühlung aus dem Brunnen ist mehr als willkommen. |
Der Weg auf die Fähre nach Corn Island war beschwerlich. |
Chaos auf der Fähre |
Ratespiel: Wieviele Menschen seht ihr auf dem Foto? |
Traumhaft! Little Corn Island |
Hummerfischer auf Little Corn Island |