Nach der Abreise von der
Lodge haben mich netterweise zwei Deutsche ein Stück in ihrem Mietwagen
mitgenommen. Von Rio Claro musste ich dann nur noch bis Paso Canoas mit dem Bus
fahren. Bei über 30°C und einer Luftfeuchtigkeit von gefühlten 150% war die Fahrt
im unklimatisierten Bus ein tolles erstes Abenteuer der Reise. Die Grenzstadt
Paso Canoas hat eigentlich außer tausenden Menschen, Dreck, zahlreichen
zollfreien Einkaufsmöglichkeiten und eben dem Grenzübergang nichts zu bieten.
Der ganze Ort wirkt seltsam gefährlich und man möchte den Rucksack nicht für
eine Sekunde aus der Hand geben. Aber diese Wirkung ist rein subjektiv, denn
die Menschen die ich getroffen habe, waren freundlich und hilfsbereit. Zuerst
müssen natürlich die Formalitäten für die Ausreise aus Costa Rica erledigt
werden. Das heißt anstellen und warten. In der Zwischenzeit habe ich in
schlechtem Spanisch erfahren was mich beim Grenzübertritt so erwartet.
Eine nette junge Tica hat
dann meinen Pass gründlich unter die Lupe genommen und meine ausgefüllten
Zettelchen beäugt. Nach der Begutachtung folgt der Sound von verschiedensten
Stempeln in den Pass oder auf andere Dokumente. Ich liebe dieses Geräusch, wenn
der Stempel kraftvoll auf das Papier schlägt. Im Normalfall heißt der Sound man
ist einen Schritt näher an seinem Ziel. In meinem Fall war es Panama.
Dann läuft man
ungefähr 500 Meter weiter und ist in
Panama. In Panama war die Einreise etwas chaotisch. Die Weihnachtstage nutzen
viele Leute um im Nachbarland günstig einzukaufen. Das bekannte Spiel ging also
von vorn los. Man stellt sich als 53er in eine Schlange und probiert
herauszufinden was einen so im schlimmsten Fall erwarten kann. Wenn nur noch
zwei Ticos vor einem stehen wird die Anspannung langsam greifbar. Nach dem
überreichen aller mir nützlich erscheinenden Dokumente herrschte gespanntes
Warten. Bei jeder Einreise in ein Mittelamerikanisches Land muss ein gültiges
Rückreiseticket vorgezeigt werden, was ziemlicher Blödsinn ist. Normalerweise
fährt man mit dem Bus zur Grenze und auch wieder zurück. Für die Busse gibt es
keine Tickets, also braucht man irgendein Flugticket. Ich war nicht mutig genug
mir eins selbst zu schreiben aber wahrscheinlich ist das der günstigste Weg
diese Hürde zu überwinden. Naja der nette Panameño hat mein Ticket von Costa Rica nach Nicaragua nur ganz kurz angeschaut und
dann krachten die Stempel. Jackpot!!!
Eigentlich wollte ich in
Panama möglichst zügig an etwas Geld von meinen verschieden Karten kommen, aber
keine Bank wollte meine Karten akzeptieren. Mit 25$ Dollar in der Tasche ist
das Reisen nur der halbe Spaß. Den Bus nach David konnte ich mir noch leisten
und selbst eine Übernachtung im „Hostel Bambú“ war noch drin. Nachdem ich
weitere 5 Banken abgeklappert hatte, was natürlich immer mit einer halben
Stunde anstehen verbunden ist, sank mein Mut etwas. Ich bin zurück in das
Hostel gegangen, in dem mich die anderen wieder etwas aufheitern konnten. Louis
meinte es findet sich immer eine Möglichkeit und ich habe ihm geglaubt. Die
letzten 10 Dollar hätten mich sowieso nicht weit gebracht also habe ich sie in
eiskaltes Bier investiert.
Am nächsten Morgen habe
ich meine Eltern gefragt, ob sie mich mittels „WesternUnion“ unterstützen
können, wenn ich bis Mittag kein Geld aufgetrieben hab.
Nach einem langen
Fußmarsch(kein Geld mehr für Bus/Taxi) in drückender Hitze hatte ich bei
„Banistmo“ Erfolg. Mit den Taschen voller Geld und einem breiten Grinsen im
Gesicht habe ich mir im nächsten Restaurant eine kalte Cola und einen Snack
gegönnt.
Die Reise konnte also
weitergehen!!!
Nachdem Louis Recht
gehabt hatte, habe ich ihn am Abend auf ein, zwei, drei… Bier eingeladen. Nach
wenigen Stunden Schlaf und mit einem schweren Kopf im Gepäck startete ich die
Fahrt nach Bocas del toro. Die Busfahrt war toll und die Einheimischen haben
mich netterweise darauf aufmerksam gemacht wann ich wo aussteigen muss. Als Typ
mit blonden Haaren und weißer Haut fällt man immer auf und so wurde ich auch
bei einem kleinen Zwischenstopp des Busses nicht vergessen. Andererseits wird
man aber auch viel beobachtet, teilweise aus Interesse oder weil man wohlhabend
sein könnte. Wer weiß…
In Almirante hab ich den
Bus verlassen und wurde von einem kleinen Taxiboot zur Isla Colon gebracht. Es
ist unfassbar, wie viele wunderschöne Frauen es in Bocas gibt. Das erste
Karibikfeeling kam auf.
Am Anleger wurde ich von
einem netten Panameño in Empfang
genommen, der begreiflich machen wollte, dass sein Hostel das Beste ist, weil
es morgens gratis Pancakes für alle gibt. Klang ganz gut und ich folgte ihm.
Also checkte ich ins
„Mondo Taitu“ ein. Das Backpackers liegt nahe am Meer und wird von partywütigen
Backpackern besucht.
An den ersten Tagen war
das Wetter nicht so besonders schön und erst gegen Ende des Ausflugs konnte man
die weißen Strände und das türkisblaue Wasser so richtig genießen. An einem Tag
bin ich mit Freunden surfen gegangen. In die Wellen wurden wir von einem
Taxiboot entlassen. Der Taxifahrer meinte er würde wahrscheinlich so in zwei
Stunden wieder vorbeikommen. Na Klasse!!! Zwei Stunden im Atlantik treiben und
darauf hoffen, dass er wieder kommt. Ging
zum Glück alles gut und ich bin wahrscheinlich nicht zum Surfer geboren.
Am nächsten Tag habe ich
noch einen Ausflug in einen Meeresnationalpark gemacht. Angekündigt wurden
natürlich dutzende Delfine und eine atemberaubende Unterwasserwelt. In
Wirklichkeit haben wir zwei Delfine gesehen und die Korallenriffe konnten auch
nicht ganz mit denen mithalten die ich auf den Malediven gesehen hatte. Die
Inseln zu denen wir gebracht wurden waren dagegen wirklich wunderschön.
Am letzten Tag hat mir
noch eine lustige junge Frau aus Seattle einen neuen Haarschnitt verpasst. Mit
Nicole habe ich mich lange über das katastrophale Müllproblem in Panama
unterhalten. Nach einer Stunde mussten wir das Gespräch unterbrechen, um nicht
ganz den Spaß am Urlaub zu verlieren. Es ist wirklich schade, dass dieses
wunderschöne Land nicht anders mit dem Müll umgeht. Brennende Reifenstapel oder
Müllberge sieht man häufiger. Die Bewohner von Häusern am Meer werfen
Plastikflaschen, Dosen und sämtlichen anderen Müll einfach aus dem Fenster.
Auf der Rückreise von
Bocas fuhren wir mit dem Bus auf halsbrecherische Weise durch eine riesige
Rauchwand. Die Gräser und Sträucher die der Straße zu nahe kamen wurden
abgefackelt. Im Rauch tauchte plötzlich ein Pferd vor uns auf aber der
Busfahrer hatte die Situation scheinbar unter Kontrolle. Genauso wie er die
Schlaglöcher auswendig kannte und bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf die
Gegenfahrbahn fuhr um besonders tiefen Löchern auszuweichen. Eine spannende
Tour neigte sich dem Ende. Nachdem ich wieder im „Hostel Bambú“ angekommen war,
stellte ich fest, dass der Urlaub genau so endete wie er begonnen hatte. Ich
hatte nur noch wenige Dollar in der Tasche und keine Bank hatte geöffnet.
Louis gab mir netterweise
20 Dollar damit ich zumindest zurück nach Costa Rica kam.
Die Ausreise aus Panama
war erstaunlich einfach. Normalerweise sitzt an der Grenze ein „offizieller“
Beamter der zwischen ein und sieben Dollar für die Ausreise verlangt. Wenn der Panameño nicht da ist,
muss man auch nicht bezahlen.
Die
Grenzbeamten lassen wieder die Stempel auf den Pass krachen und raus ist man.
Bei
der Einreise nach Costa Rica habe ich leider nur ein 45 Tage Visum für CR
bekommen, weil mein nächster Flug schon am 20. Januar gewesen wäre, ich also
keine 90 Tage gebraucht hätte. Inzwischen hatte ich den Flug aber schon
umgebucht, sodass er erst am 17. Februar nach Nicaragua gegangen wäre. Für den
neuen Flug hatte ich die Onlinebestätigung noch nicht also wiedermal SCHEIßE!
Heute
habe ich dann erstmal nett bei “natureair” angefragt, ob sie wiedermal meinen
Flug umbuchen können. Das Reisen wird einem hier aber auch nicht immer leicht
gemacht. Hoffentlich nützen mir diese Erfahrungen irgendwann mal an anderer
Stelle.
Die
lustige Geschichte von der Panameña, die mich nicht mehr aus den Augen ließ und
einige andere erzähle ich mal in kleinerem Kreise.
... und der Rest der
Stories bleibt in Bocas.
In diesem Sinne frohe
Weihnachten.