Sonntag, 2. Februar 2014

Was für ein Theater!



Die ganze Zeit überlege ich, woran mich die Monate hier erinnern, inzwischen weiß ich, dass es sich nur um ein gut inszeniertes Theaterstück handeln kann. Nur leider wird es jetzt am Ende tatsächlich so dramatisch, wie es sich die Zuschauer die ganze Zeit gewünscht haben. An unerfüllte Liebe und die Intrigen hatten sich die Beobachter gerade gewöhnt, aber dass jetzt auch noch Gevatter Tod seine Rolle spielen musste, macht mich wirklich traurig. Antonio ist mein bester Freund hier am Strand, wir haben uns von Anfang an ausgezeichnet verstanden, viel gelacht aber auch ernsthafte Gespräche geführt. Vorgestern Morgen haben wir uns unter Tränen verabschiedet, weil seine Schwester an einer schweren Krankheit verstorben ist und er nach Golfito zur Beerdigung gefahren ist. Seine Schwester kenne ich nur von Bildern, aber allein die Tränen in seinen Augen haben mich den ganzen Vormittag nicht wieder zur Ruhe  kommen lassen. Rosi war auch ziemlich traurig.
Eher geistesabwesend habe ich mit Fabiana das Praktikantenzimmer für den neuen Studenten geputzt. Es hat sich vor wenigen Tagen herausgestellt, dass ich den nächsten Praktikanten (Emanuel) kenne, weil wir zusammen in Hamburg Biologie studiert haben. Vorgestern Nachmittag habe ich mit Emanuel eine Tour in den Wald gemacht, um ihn auf die kommenden Wanderungen vorzubereiten. Bin mal sehr gespannt was er hier so erlebt.
Die große Abschiedsfeier am Mittwoch war überragend. Alle (Antonio, Melvin, Jeffrey, Diego, Alex, Rosi und Fabiana) waren noch mal zusammen am Strand und es gab ein großes Lagerfeuer. Ich hatte am Vortag sechs Makrelen zum Grillen gefangen und Rosi hat noch etwas Schweinefleisch organisiert. Als Beilagen gab es Yuka (Maniok) und Platanos (Kochbananen). Fabi hatte eine große und wirklich liebevoll verzierte Torte für mich gebacken. Den teuersten Kasten Bier meines Lebens (48$) hab ich gern für diesen besonderen Abend ausgegeben. Zur spanischen Musik haben wir bis weit nach Mitternacht gefeiert, getanzt, gelacht und erzählt. Das obligatorische letzte Bad im Golfo Dulce durfte natürlich auch nicht fehlen. Und so ging diese wirklich schöne Zeit hier dem Ende entgegen. Gestern bin ich nach Golfito und von da nach San José gefahren. Morgen fliege ich dann nach Nicaragua.
Vor der Abfahrt nach San José habe ich Rosi und Melvin noch mal im Samoa del Sur, einem kleinen Restaurant in Golfito getroffen. Nach den letzten Abschiedsfotos war die Zeit in der Lodge dann tatsächlich vorbei. Vielleicht sieht man ja den Einen oder die Andere noch mal wieder.
Der Bus nach San José kam pünktlich und so konnte die Fahrt über den „Cerro de la muerte“ (wörtl. Hügel des Todes) starten. Erst auf der letzten Teilstrecke konnte man erahnen woher der Name kommt. Ich hatte auch noch ausgerechnet den Platz in der ersten Reihe und konnte/musste den Fahrer und seine Fahrkünste die ganze Zeit beobachten. Die Serpentinen durch die Berge laden schon bei Helligkeit und guter Sicht nicht wirklich zum Überholen ein aber bei Nebel und Dunkelheit braucht man schon ein gewisses Gottvertrauen um den Versuch zu starten. Die junge Frau neben mir hat seelenruhig geschlafen. Wie der Fahrer den vollbesetzten Reisebus den Berg hoch geprügelt hat war schon sehr beeindruckend, ein Rallye-Fahrer hätte das nicht besser hinbekommen. In den Berg sank die Außentemperatur auf winterliche 15°C und wurde auch bis San José nicht mehr wärmer. Nach drei Monaten in T-Shirt und kurzer Hose musste ich tatsächlich das erste Mal einen Pullover anziehen.
Ab morgen wird es wieder wärmer.
Nicaragua ich komme!!

Ps.: San José hat auch als Hauptstadt des reichsten Landes Zentralamerikas so seine Schattenseiten. Nicht jede Gasse die ich heute gesehen habe würde ich in der Nacht wieder aufsuchen. 

 Der Morphofalter auf verschwindend klein wirkenden Mansana de agua Früchten
Schönes Feuer und schöne Abschiedsfeier
 Ein letztes Mal in den Arm nehmen.
 Emanuel, der neue Praktikant
 Rosi und ich im Samoa
 Melvin
 San José
 San José
 San José

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