Donnerstag, 8. Mai 2014

How to survive Santiago de Cuba?!



Lost in Camagüey

Camagüey ist dafür bekannt, nicht in dem üblichen Schachbrettmuster spanischer Städte aufgebaut zu sein. Mit der Labyrinthstruktur sollten damals in die Stadt einfallende Piraten verwirrt werden. Ich hatte einen Irrgarten aus mittelalterlichen kleinen Gässchen erwartet und war nach den ersten Minuten etwas enttäuscht. Heather, eine sehr sympathische Kanadierin, hat sich mit uns die Stadt angeschaut, weil sie demnächst Touristen durch Kuba führt wollte sie sich alle Orte schon mal anschauen. Die lustige Reiseführerin sollte uns später noch mit Rat und Trost zur Seite stehen.
Camagüey besitzt an einem sehr toxisch aussehenden und blubbernden Fluss, den größten Markt Kubas. Nachdem wir das Angebot in den anderen Städten kannten, waren auch hier die Erwartungen nicht zu hoch. Wir erwarteten keinen von Früchten, Gemüse, Fisch und Fleisch überquellenden Markt, doch die Realität war noch etwas ernüchternder.
Erkenntnis des Tages: Kuba hat´s nicht leicht und verlaufen haben wir uns auch noch.

Gemeinsames Kochen auf kubanisch

Nicht das Gefängnis in Camagüey sondern der Markt

Das Glück liegt aber wie immer im Auge des Betrachters

Unüberschaubare Vielfalt: Kaufe ich den grünen oder den gelben Eimer.

Corinna und Heather genießen ein supergünstiges Schokoeis.


How to survive Santiago de Cuba – Ein Krankheitsverlauf

Die Stadt Santiago de Cuba ist die zweitgrößte Stadt Kubas. Santiago steht für den Beginn der Revolution und quillt deshalb vor geschichtlichem Hintergrundwissen und Museen über. Die Temperaturen von 38°C und die Abgase machen das Spazieren in den Straßen leider teilweise echt anstrengend.
Meine ersten Kopfschmerzen und die Müdigkeit habe ich noch auf die Hitze und die Abgase geschoben. Abends haben wir sogar mit Heather noch ein paar Bier getrunken und uns über das Reisen und das Leben als Reisender unterhalten. Die Nacht zum Freitag wurde dann schon ziemlich anstrengend, sie begann mit Schüttelfrost und hohem Fieber und die Träume handelten von der aussichtslosen Suche nach Wasser in Santiago de Cuba.
Am Freitagmorgen hatte ich immer noch Fieber und Corinna zeigte inzwischen auch die ersten Symptome. Da wir mit etwas Harmlosen gerechnet haben, wurden die Kopfschmerzen mit Ibuprofen und das Fieber mit Paracetamol in die Knie gezwungen. Den gesamten Freitag haben wir drinnen verbracht und schlaff rumgelegen. Ich konnte und wollte mir einfach nicht vorstellen wie Corinna und ich von der gleichen Mücke gestochen worden sein können. Heather meinte schon relativ zeitig, dass mit tropischen Krankheiten nicht zu spaßen ist, aber riet uns weiter zu der Erfolg versprechenden Kombination aus fiebersenkenden und schmerzlindernden Medikamenten sowie reichlich Wasser zu trinken. Da uns am Samstag das ungenutzte Verstreichen unserer Reisetage allmählich mächtig auf den Keks ging, fuhren wir mit dem Taxi zur „Clinic international“. Der Fahrer wollte gleich auf uns warten und uns wieder mit zurück in die Casa nehmen, daraus wurde leider nichts und er wollte die versprochene Gratiswartezeit dann doch bezahlt haben.
Nach Aufzählung der Symptome: Kopfschmerzen hinter den Augen, hohes Fieber und ständigem Durst war die Diagnose relativ zügig Denguefieber. Im Guidebuch steht, das man dagegen sowieso nichts machen kann außer Wasser trinken sowie schmerz- und fiebersenkende Tabletten zu nehmen. Aber das kubanische Gesundheitssystem soll ein sehr gutes sein und eine Berufsehre hatte die Ärztin auch noch, deshalb wurde die Krankenhauseinweisung umgehend vorbereitet. Der Widerspruch lief ins Leere und der Taxifahrer wurde um seine Fahrgäste betrogen, was ihn gar nicht glücklich machte und ihn bewog uns um einige weitere CUC zu erleichtern. Hijo de puta!
Mit dem Krankenwagen wurden wir dann ins Krankenhaus gebracht, wo wieder viele Spanisch sprechende Menschen wissen wollten was uns fehlt und warum wir eigentlich da sind aber das wussten wir ja selbst nicht so genau. Im Wartebereich lagen zahlreiche dahinsiechende Menschen, was die Vorfreude auf unseren Aufenthalt nicht unbedingt vergrößerte.
Zumindest mussten wir in keinem Gruppenzimmer übernachten. Um sich die Einfachheit unserer neuen Behausung genauer anzuschauen blieb leider keine Zeit, weil mich akute Magenschmerzen niederstreckten. Dank einer ziemlich unsensiblen Ärztin und höllischen Bauchschmerzen kamen mir irgendwann die Tränen. Die zwei Stunden in denen ich zunächst auf die Schmerzmittel und dann auf ihre Wirkung gewartet habe zählen definitiv zu den schmerzvollsten meines Lebens. Nachdem ich Corinna getröstet hatte als wir ins Krankenhaus aufgenommen wurden, konnte sie nun die Schmerzen nicht wirklich lindern doch mich zumindest wieder etwas beruhigen. Der Ultraschall hatte drei besonders entzündete Stellen im Unterleib gezeigt, die sich teilweise im Sekundentakt wie Dolchstöße in den Bauch äußerten.
Aber genug des Leidens.
So schnell wie der Spuk gekommen war, waren die Schmerzen auch wieder verschwunden. Am nächsten Tag gings uns beiden wieder ganz gut. Unsere Quarantäne war allerdings noch nicht beendet, weil die Symptome noch nicht vollständig abgeklungen waren. Dem coolen schwarzen Oberarzt konnten wir eine Erlaubnis aus den Rippen leiern, um in der Casa unsere Sachen abzuholen und kurz zu sagen warum wir spurlos verschwunden waren.
Nachdem wir zurück im Krankenhaus waren durften wir noch beobachten wie unser Bad und Zimmer von einer alten Tica „geputzt“ wurde. Der vom Dreck schwarze Lappen wanderte über das Klo dann hinüber zum Waschbecken um gleich darauf unsere Nachtschränkchen, Stühle und Betten mit den Keimen zu verseuchen. Ekelhaft!!! Unseren soeben zurück gewonnen Appetit verloren wir gleich wieder.
Um uns nicht noch etwas Ernsthaftes im Krankenhaus einzufangen, baten wir den Oberarzt uns zu entlassen. Nachdem die Papiere ausgefüllt waren und ich noch ein Foto mit meiner Lieblingskrankenschwester gemacht hatte, durften wir endlich den Vorhof zur Hölle wieder verlassen. Meine Krankenhausrechnung belief sich auf saftige 500 CUC/$, was für zwei Übernachtungen schon an ein Luxushotel rankommt.
Um die verlorene Zeit wieder aufzuholen fuhren wir 160Kilometer mit dem Taxi von Santiago nach Baracoa.
Erkenntnis des Tages: Tropenkrankheiten sind scheiße und wir schützen uns von nun an besser gegen Mücken.

Ein sehr süßes Frühstück bestehend aus Muffins und Schokoeis.

Die Denguepatientin auf dem Wege der Besserung.

Wohlfühlatmosphäre im Krankenhaus

Die Lieblingskrankenschwester


Baracoa und der Kakao

Für unsere Entlassung hatten wir uns den einzigen symptomfreien Tag ausgesucht. Wenn der Arzt unseren lehrbuchreifen Dengueausschlag auf Armen und Beinen am nächsten Tag gesehen hätte, wären wir wohl nicht so zeitig aus dem Krankenhaus freigekommen. Glück gehabt!
Die Fahrt nach Baracoa absolvierten wir in einem alten klapprigen Chevrolet. Der Taxifahrer meinte wir hätten den Preis zu sehr gedrückt und er müsse noch zwei weitere Personen mitnehmen, damit es sich lohnt. Das war uns herzlich egal Hauptsache wir kamen nach Baracoa. Die Region zeichnet sich durch tropischen Regenwald aus, weil es der feuchteste Teil des ganzen Landes ist. Die Leute in der kleinen Hafenstadt waren über Jahrhunderte vom Rest Kubas abgeschnitten und benehmen sich auch immer noch so. Erst der Bau einer horrend teueren und aufwändigen Straße über die Berge sicherte eine Verbindung an den Rest des Landes. Neben der abwechslungsreichen Küche haben sich die Menschen in Baracoa ihren Stolz bewahrt. Auf die Frage was am 1. Mai in Baracoa so los wäre, meinte der Casapapa ganz trocken: „Nichts, Fiedel ist in Havanna, ich bin hier und das ist auch ganz gut so!“
In Baracoa haben wir ansonsten nicht viel gemacht außer die Nachwirkungen unserer Krankheit auszukurieren. An einem Tag waren wir im nahe gelegenen Alexander-Humboldt Nationalpark. Neben einem sehr hübschen kleinen Kolibri wurde uns der kleinste Frosch der Welt gezeigt. Nach unserem Bad an einem Wasserfall begann ein unglaublich starker Wolkenbruch, sowas hatte ich bis dahin nur in Costa Rica in der Lodge erlebt. Innerhalb weniger Sekunden waren alle bis auf die Haut nass und wir wurden mit Hilfe eines Ochsenkarrens durch die rasch ansteigenden Urwaldflüsse zum Rand des Nationalparks gebracht. Auf Grund des feutchwarmen Klimas ist die Region um Baracoa für Kakao und die daraus hergestellte Schokolade in Kuba berühmt. Der Revolutionsführer Che Guevara gründete seine eigene Schokoladenfabrik in Baracoa. In einer kleinen Siedlung im Deltabereich des Rio Miel haben wir dann auch einige Süßigkeiten gekauft und waren ganz zufrieden damit. 
Erkenntnis des Tages: Auch wenn das Leben mal bitter ist, Schokolade ist und bleibt süß!


Dein Beispiel lebt deine Ideen überdauern.

Fischer im Delta des Rio Miel vor dem Tafelberg in Baracoa

Der kleinste Frosch der Welt auf einem Finger.


Bootshäuschen von einer Siedlung am Rio Miel

Die Kubaamazone

Der Ochsenkarrenfahrer wartet in strömendem Regen auf sein Trinkgeld
Schmutzige Flüsse bilden sich wo eben noch die Straße war.
 
Das war Kuba für Corinna und mich. Ich bedanke mich bei meiner lustigen und verständnisvollen Reisebegleitung, die in schönen und in schlechten Zeiten eine wahre Freundin war. 
Ich freue mich auf weitere Abenteuer und Reisen mit dir!

Schön wars!


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