4:30 und der Wecker reißt
mich aus meinem Schlaf. Kurz darauf ist auch Alina wach, denn der Berg ruft.
Die ersten zwei Kilometer führen durch den Ort San Gerado de Rivas und im
Übernachtungspreis ist der Transport zum Start des Wanderwegs inbegriffen, also
bringt uns der Hotelbesitzer über die Schotterpiste bis zum Fuß des Berges. Die
ersten 7 Kilometer laufen sich so weg aber leider finden Alina und ich kein
gemeinsames Tempo und so laufe ich einen halben Kilometer vor, um dann ein
Weilchen auf sie zu warten. Das funktioniert ganz gut und so erreichen wir
gemeinsam den ersten Zwischenstop. Nach einem kleinen Frühstück geht’s auf die
wirklich harte Strecke in Richtung base camp. Etwa zwei Kilometer vor der Herberge
ist die Baumgrenze erreicht und ein paar Wolken ziehen über den Weg vor uns.
Auf dem Berg hat es scheinbar vor einiger Zeit heftig gebrannt, deshalb stehen
von den wenigen Bäumen auch nur noch verbrannte Skelette. Die letzten Kilometer
waren unglaublich anstrengend, weil der Weg immer steiler wurde und die Kräfte
langsam nachließen. Aufmunternde Sprüche am Wegesrand haben die letzten
Reserven aufgeweckt. Nach dem Motto: „Vertraue deiner Stärke und du wirst es
schaffen - das Ziel ist nahe!"
Tatsächlich hat es geholfen und wir sind bei der Herberge
angekommen. An dem Nachmittag war uns nicht mehr wirklich nach Wandern zu mute,
also haben wir wieder mal Toast mit Avocado gegessen und uns gedanklich auf den
nächsten Morgen vorbereitet. Es gibt zwei Gruppen von Wanderern, die einen
bringen alles was sie brauchen selbst den Berg rauf und ernähren sich deshalb
von Avocado, Käse, Toastbrot und Erdnüssen, die andere Gruppe lässt ihr Gepäck
und die Nahrungsmittel von Pferden bis ins Basislager bringen. Wenn dann abends
die engagierte Köchin das Drei-Gänge-Menü zubereitet und die Herberge mit
Knoblauchduft erfüllt, sollte man sich schnell zurückziehen, um das Leiden zu
minimieren. Wenn man dann bei klirrender Kälte in seinem selbst getragenen Schlafsack
einschläft, weiß man, dass man es ganz allein geschafft hat.
Morgens 3:00 klingelt der
Wecker erbarmungslos. Der Aufstieg vom Basislager bis zum Gipfel nimmt noch
einmal etwa zwei Stunden in Anspruch und den Sonnenaufgang auf dem höchsten
Punkt Costa Ricas möchte man ja auch nicht verpassen. Aus dem warmen Schlafsack
geht’s in die Kälte und Dunkelheit hinaus und erst nach dem ersten Kilometer
reicht die vom Körper produzierte Wärme, um auch die Finger mit warmem Blut zu
versorgen. Die Sterne und der Mond reichen nahezu aus, um den Weg zu weisen.
Auf dem letzten Kilometer bis zum Gipfel beginnt das Morgengrauen und der
Gipfel rückt in greifbare Nähe. Auf dem letzten steilen Anstieg spürt man, wie
wenig Sauerstoff die Luft hier oben enthält und die Kälte brennt in der Lunge,
aber das Ziel ist nahe.
Geschafft!!!
Einige andere Bergsteiger
warteten schon gespannt auf den Sonnenaufgang und mit einem Jubelschrei gesellte
ich mich zu ihnen. Als dann die ersten wärmenden Sonnenstrahlen über den
Horizont traten, wusste ich, warum ich die Strapazen auf mich genommen hatte.
Nach dem Eintragen ins Gipfelbuch und einigen Gipfelfotos ging’s zurück zum
Basislager, denn der Wind war eisig und die Finger waren schon wieder kaum zu
spüren.
Zurück in der Herberge
musste ich leider feststellen, dass mein Schlafsack und ein Teil unserer
letzten Ration von den Trägern mit ins Tal genommen wurden. Ein junger
Kalifornier gab uns eine Paprika und mit Toast und Erdnüssen aus Alinas
Rucksack reichte die Energie für den
Marsch ins Tal. Auf dem Weg lagen unheimlich viele Pferdeäpfel von den armen
Trägergäulen, die Millionen von Fliegen ernähren, die einem in die Augen, Ohren
und den Mund fliegen. Also wird man wieder mal bestraft für seine einfache Wanderung
mit einem kleinen Rucksack ohne die Hilfe von Trägern. Die 15 Kilometer bis ins
Dorf führten steil bergab und am Schluss schmerzten die Knie und die
Oberschenkel brannten, aber es war geschafft und der Berg endgültig besiegt.
Inzwischen ruhen wir uns
bei einem netten Host in San Isidro aus und schmieden neue Pläne. Die beiden
Kinder von Pierre und Arine, Tristan und Eroy, erinnern mich sehr an meine zwei
Lieblingscousins, nur dass sie noch mehr Schaden machen. Der Spaß mit den
beiden ist also vorprogrammiert.
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Ein letztes entspanntes Foto bevor die Strapazen beginnen. |
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Rötliches Torfmoos Sphagnum rubellum |
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Ein costaricanisches Eichhörnchen |
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Einfach mal den Waldboden genauer anschauen. |
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Eine kleine Pause im Moos |
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Baumskelette im Nebel |
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Kurz vor dem Sonnenuntergang in 3300 Metern Höhe |
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Sternenhimmel am Morgen des Aufstiegs zum Gipfel |
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Glücklich! |
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Sonnenaufgang auf dem Cerro Chirripó |
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Die ersten wärmenden Sonnenstrahlen |
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Mein Winter für dieses Jahr |
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Die Trägergäule |
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Ich hab noch nie so geschwitten |
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Ein riesiger Nachtfalter. Rothschildia cf. orizaba |
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